Pferde

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Insbesondere bei unserem Sportpartner Pferd spielt das Herz eine ganz zentrale Rolle. Ohne eine gute Pumpleistung dieses Organs läuft gar nichts. Dabei ist das Pferd als Fluchttier dank der Evolution mit einem ausgesprochen leistungsfähigen Modell ausgestattet, um das ihn unsere menschlichen Leistungssportler beneiden könnten. Es ist erstaunlich zu sehen, mit welchen Rückflussmengen beispielsweise bei Klappeninsuffizienzen das Pferdeherz zurechtkommt, sich lange keine Kammervergrößerung einstellt, und wie lange es im Krankheitsverlauf oft dauert, bis sich eine Leistungsminderung erkennen lässt. Hier ist die Gefahr versteckt, Herzerkrankungen zu übersehen, das Pferd zu überfordern und das Risiko nicht zu kennen, das mit der reiterlichen Nutzung eines solchen Pferdes verbunden sein kann.

Wann also braucht mein Pferd eine Herzuntersuchung? Ich möchte Ihnen hier die wichtigsten Indikationen zusammenfassen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

  1. Abklärung eines Herzgeräusches oder einer Arrhythmie. Nicht nur bei der Ankaufsuntersuchung, sondern auch  beim routinemäßigen Abhören des Tierarztes kann ein Herzgeräusch auffallen. Herzgeräusche sind stets, im Gegensatz zu den Herztönen, abnormale Geräusche, die durch turbulente Blutströme verursacht sein können. Sie müssen kardiologisch abgeklärt werden, da eine Unterscheidung zwischen harmlosen und leistungsmindernden Herzgeräuschen mit dem Stethoskop alleine in der Regel nicht möglich sind. Dabei geht es v.a. um die reiterliche Nutzbarkeit des Pferdes und die Prognose.
  2. Abklärung einer Leistungsschwäche. Leistungsschwäche kann folgende Ursachen haben: Herzerkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, Schmerzen am Bewegungsapparat, Stoffwechselerkrankungen und Infektionen.
  3. Periphere Ödeme. Das Auftreten von Wasseransammlungen v.a. im Unterbauch-/Unterbrustbereich sowie an den Beinen kann ein Anzeichen von Herzinsuffizienz sein.
  4. Niederstürzen / Umfallen / Synkopen. Wenn es einem Pferd die Beine wegzieht, ist das bei diesem großen Tier immer dramatisch, häufig mit Verletzungen des Pferdes verbunden und immer ein Risiko für den Menschen, der das Pferd reitet oder mit ihm umgeht. Gerade bei Bewusstseinsverlust sollte auch an das Herz als mögliche Ursache gedacht werden.
  5. Chronischer Husten. Husten als Symptom für eine Herzerkrankung tritt beim Pferd eher selten auf, Ausnahme ist die akute Klappenentzündung in der linken Herzhälfte. Es wird aber oft nicht daran gedacht, dass Pferde mit einer chronischen Atemwegserkrankung, die sehr häufig auftritt (v.a. Allergiker), durch den langfristig erhöhten Lungendruck ein Cor pulmonale bekommen können. Dabei kann sich das rechte Herz irreversibel verändern. Es vergrößert sich, die Pulmonal- und Trikuspidalklappe schließen nicht mehr richtig und die linke Herzhälfte wird eingeengt. Es kann zu Rechtsherzversagen führen, das mit peripheren Ödemen und dauerhafter Leistungsminderung vergesellschaftet ist. Daher ist zur Prognosestellung vor der oft sehr aufwendigen Behandlung von erheblichen Störungen des unteren Atmungsapparates die Abklärung des Herzens sehr zu empfehlen.
  6. Fieber, hohe Herzfrequenz, ein neues Herzgeräusch können Hinweise auf akute entzündliche Prozesse der Herzklappen oder des Herzmuskels darstellen. Lassen Sie im Vorfeld unbedingt das Blut untersuchen – viele Parameter sind nur im Anfangsstadium auffällig. Herzultraschalluntersuchungen und EKG können akut geschwollene Herzklappen und  Herzmuskelveränderungen nachweisen, damit rasch eine gezielte Therapie eingeleitet werden kann.
  7. Kontrolluntersuchungen: Nach durchgemachten Herzklappen- oder Herzmuskelentzündungen ist es wichtig, durch eine kardiologische Kontrolluntersuchung festzustellen, dass die Entzündung ausgeheilt ist, bevor das Pferd wieder belastet wird. Bei anderen Herzerkrankungen sind in verschiedenen Abständen Kontrolluntersuchungen zu empfehlen, um den weiteren Verlauf beurteilen zu können.

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Ablauf einer kardiologischen Untersuchung beim Pferd:

Zunächst wird eine Kreislaufuntersuchung einschließlich Auskultation (Abhören) von beiden Seiten durchgeführt. Danach wird das Pferd auf beiden Seiten knapp hinter dem Ellbogen rasiert (ungefähr handtellergroß), um eine luftfreie Ankopplung der Sonde auf der Haut und damit eine gute Schallqualität zu bekommen. Nur wenn das Pferd extrem kurzes Fell hat und sehr schlank ist, kann darauf verzichtet werden. Dann wird an diesen rasierten Stellen die Ultraschallsonde aufgesetzt und die Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Das Gerät steht dabei auf einem Rollwagen, um während der Untersuchung beweglich zu bleiben. Daher ist es sehr hilfreich, wenn der Boden befestigt und eben ist. Außerdem hilft es sehr, wenn der Untersuchungsplatz relativ dunkel und ruhig ist, damit die Untersuchung konzentriert und ohne Störungen ablaufen kann. Das Pferd wird dabei einfach vom Besitzer am Halfter gehalten und am besten auf der einen Seite durch eine Wand begrenzt, an der es Anlehnung findet. Im Laufe der Untersuchung wird das Herz in drei Ebenen beurteilt, dazu werden verschiedene Bilder und kurze Videoclips erstellt und gespeichert. Verschiedene Dopplertechniken werden zur Darstellung von Blutflüssen eingesetzt. Bei gegebener Indikation schließt sich ein Ruhe-, Belastungs- und evtl. auch ein 24-Stunden EKG an. Dazu bekommt das Pferd ein Longiergurt, an dem das EKG befestigt ist. Dieses läuft mit Akku, speichert die Untersuchung auf einen Chip auf und sendet gleichzeitig per Bluetooth an einen PC. Die gesamte kardiologische Untersuchung nimmt durchschnittlich ca. 1,5 bis 2 Stunden in Anspruch.

Ultraschallaufnahmen von normalen Pferdeherzen können Sie sich hier anschauen:

normale Längsachse        http://youtu.be/iMBBGGZgQz0

normales rechtes Herz        http://youtu.be/4ikIK1at1fQ

normale Trikuspidalklappe     http://youtu.be/LjXl3W9360U

Bilder und Clips von Herzerkrankungen beim Pferd s. unter Archiv.