Kleintiere

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Hunde und Katzen sind wie Tag und Nacht – und ihre Herzerkrankungen erstaunlich verschieden. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse, Krankheitsverläufe, Symptome, Herzwerte und Untersuchungstechniken gilt es abzudecken.

Hunde zeigen bei Herzerkrankungen häufig Husten, manchmal aber auch nur Leistungsschwäche oder Ohnmachtsanfälle (Synkopen). Katzen lassen sich weniger in die Karten schauen. Sie können lange keine Symptome zeigen, erst in fortgeschrittenen Fällen können Atemnot, Teilnahmslosigkeit, Lähmungen der Hinterhand oder auch Husten auftreten. Häufig fällt aber bei Hunden und Katzen noch vor der Entwicklung von Beschwerden bei der Routineuntersuchung ein Herzgeräusch oder eine Herzrhythmusstörung auf.

Bei Hunden und Katzen gibt es sehr viele abnorme Herzbefunde, die sehr komplex sein können – manche sind harmlos, manche können für das Tier dramatisch sein. Die drei mit Abstand am häufigsten auftretenden Herzerkrankungen beim Kleintier möchte ich Ihnen hier kurz vorstellen.

 

Die Dilatative Cardiomyopathie (DCM) beim Hund

Längsschnitt des erweiterten linken Herzens

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M-Mode der Kurzachse

MmodeDCM

Die DCM ist eine Herzmuskelerkrankung, die bei größeren Hunderassen ab ca. 20kg Körpergewicht vorkommt. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Ernährungsfehler, Herzmuskelentzündung) ist die Veranlagung zur Entwicklung dieser Krankheit im Laufe des Lebens angeboren. Sie ist gekennzeichnet durch Ausdünnung des Herzmuskels insbesondere des linken Herzens, Vergrößerung von linker Hauptkammer und linkem Vorhof und durch die absinkende systolische Leistung des Herzmuskels. In der Folge kann es durch die Kammervergrößerung sekundär zur Mitralklappeninsuffizienz führen, die das Krankheitsbild weiter verschlimmern kann. Es entwickelt sich eine Linksherzinsuffizenz, d.h. das Herz zeigt eine unzureichende Auswurfleistung und eine Volumenüberladung mit Rückstau in den Lungenkreislauf. Außerdem können sich Herzrhythmusstörungen einstellen, die am Anfang der Erkrankung stehen können (v.a. bei Dobermännern und Boxern) oder in fortgeschrittenen Stadien auftauchen (sekundär infolge der Dehnung des Herzmuskels). Die Hunde zeigen in der Regel v.a. Leistungsschwäche, manche Husten und manche erleiden einen plötzlichen Herztod, ohne vorher auffällig gewesen zu sein.

Durch eine Ultraschalluntersuchung kann die Vergrößerung des linken Herzens und seine herabgesetzte systolische Leistung auch schon in Frühstadien nachgewiesen werden (s.Bilder oben und Video http://youtu.be/IzVSmQRJfVY). Im EKG können Rhythmusstörungen aufgezeichnet und die Anzahl und Herkunft der Extrasystolen bewertet werden. Dadurch wird eine rechtzeitige Therapie möglich.

 

Ventrikuläre Extrasystolen bei einer Dogge mit DCM

VES

Die DCM ist nicht heilbar, aber bei rechtzeitigem Einschreiten in der Regel gut behandelbar. Es werden Medikamente zur Unterstützung der Herzleistung, zur Entlastung des Herzens, zur Entwässerung und Antiarrhythmika eingesetzt. Welches Medikament zu welchem Zeitpunkt erforderlich ist, ist von Fall zu Fall verschieden und hängt von den Untersuchungsergebnissen der Eingangs- und der Kontrolluntersuchungen ab.

Von manchen Rassen ist ein gehäuftes Auftreten dieser Erkrankung bekannt. Dazu gehören insbesondere Dobermänner und Doggen. Bitte denken Sie daran, wenn Sie ein Hund dieser Rassen besitzen, ihn regelmäßig kontrollieren zu lassen (ca. einmal pro Jahr).

 

Die Mitralklappenendokardose beim Hund

CW-Doppler des Mitralklappenrückflusses

MitralinsuffizienzHundCW

Farbdoppler des Mitralklappenrückflusses

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Die Mitralklappenendokardose ist eine degenerative Bindegewebserkrankung der Mitralklappe des Hundes, bei der aus Altersgründen die Klappe zunehmend verdickt, sich die Klappenränder einrollen und dadurch nicht mehr richtig schließen können (Insuffizienz). Die Veranlagung dazu ist zwar angeboren, aber die Erkrankung tritt meist erst im mittleren bis hohen Alter in Erscheinung. Am häufigsten sind die kleinen Hunderassen (sehr häufig: Dackel, Pudel, Yorkshire Terrier) betroffen, bei diesen zeigt die Erkrankung einen meist milden, langsamen Verlauf (Ausnahme: Cavalier King Charles). Bei größeren Hunderassen sieht man die Erkrankung seltener, dafür verläuft sie meist etwas rascher, d.h. die Klappe verändert sich schneller, und die Symptome werden früher deutlich.

Durch die Insuffizienz der Mitralklappe fließt bei jedem Herzschlag Blut zurück in den linken Vorhof, der sich durch die Volumenüberladung im Laufe der Erkrankung immer weiter vergrößert. Dieser Rückstau wird immer mehr an den Lungenkreislauf weitergegeben. Durch den mechanischen Reiz des vergrößerten linken Vorhofs auf die Hauptstammbronchien sowie durch die rückstaubedingten Wasseransammlung in der Lunge entsteht ein Hustenreiz beim Hund, der sich v.a. in der Ruhe oder kurz nach der Ruhephase äußert. Dies stellt das Kardinalsymptom der Erkrankung dar. Man kann die Stauung im Lungenbereich dann sehr schön auf dem Röntgenbild erkennen. Die Ultraschalluntersuchung zeigt hingegen die verdickte Klappe, den Rückfluss (außerdem sein Volumen und die Druckverhältnisse), die Größe der Vor- und Hauptkammer, den Zustand des rechten Herzens und die systolische Leistung des Herzmuskels. Das EKG zeigt mögliche Rhythmusstörungen, z.B. Vorhofflimmern. Auf all diese Befunde abgestimmt wird die Therapie des Hundes eingestellt.

Auch diese Erkrankung ist nicht heilbar, aber in der Regel sehr gut behandelbar. Oft dauert es Jahre, bis der Hund eine deutliche Leistungseinschränkung zeigt. Auch die Lebenserwartung muss nicht unbedingt eingeschränkt sein, wenn der Hund rechtzeitig und gut eingestellt ist und wenn regelmäßig Kontrolluntersuchungen mit eventuellen Therapieanpassungen durchgeführt werden.

Auf folgenden Videos können Sie einmal die Klappenverdickung der Mitralklappe sehr gut erkennen. Auf dem zweiten Video ist der Mitralklappenrückfluss mit dem Farbdoppler dargestellt. Auf dem Bild oben sehen Sie die Farbdoppler und CW-Dopplerstudie eines solchen Rückflusses, mit dessen Hilfe man die Rückflussgeschwindigkeit, das Rückflussvolumen und die Druckverhältnisse messen kann.

Videos:    http://youtu.be/MFSeGXXogJo und http://youtu.be/_49QxCt6cUk

 

Die hypertrophe Cardiomyopathie (HCM) bei der Katze

HCMKatzeLängsschnitt

HCMKatzeKurzachse

Die HCM ist die häufigste Herzmuskelerkrankung der Katze, die zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben der Katze beginnen kann. Sie ist charakterisiert durch die Zunahme der Herzmuskeldicke v.a. des linken Herzens und Abnahme des Innenraumes von linker Hauptkammer. In der Folge gibt es einen erheblichen Rückstau in den linken Vorhof, und dieser kann sich massiv vergrößern (s. beide Bilder oben). Wenn die Größe des linken Vorhofs einen bestimmten Grad erreicht, können sich durch die Blutstase dort Thromben bilden, die eine gefährliche Thrombose auslösen können. Außerdem können die Verdickung des Herzmuskels und dortige Bindegewebseinlagerungen erhebliche Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden, die auch einen plötzlichen Herztod verursachen können. Als drittes kann die Erweiterung im Vorhofbereich eine Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel und v.a. im Brustkorb hervorrufen. Daher sind die häufigsten Symptome bei HCM Atemnot, Lähmung der Hintergliedmaßen (infolge der Thrombose) und Ohnmachtsanfälle (Synkopen infolge von Herzrhythmusstörungen). Diese treten aber erst im Endstadium der Erkrankung auf, und im Frühstadium kann die Katze völlig unauffällig sein.

Manche Katzen zeigen im Frühstadium der Erkrankung ein Herzgeräusch und können so von einer frühen Diagnose und Therapie profitieren. Dieses Herzgeräusch findet seine Ursache meistens in einer durch die Verdickung der Papillarmuskeln verursachten abnormen Bewegung der Mitralklappe, die bei jedem Herzschlag in den linksventrikulären Ausflusstrakt Richtung Aorta gezogen wird. Dadurch kann sie nicht mehr richtig schließen und verursacht ein lautes Herzgeräusch.

Mittels Herzultraschalluntersuchung kann die HCM einfach diagnostiziert werden. Dafür wird die Dicke der Herzscheidewand und der freien Herzwand in der Diastole gemessen und mit Normalwerten verglichen. Dies ist auch Gegenstand häufiger Zuchtuntersuchungen, mit denen man versucht, diese angeborene Erkrankung züchterisch in den Griff zu bekommen. In späteren Stadien kann man echokardiographisch die Vergrößerung im Vorhofbereich und Thromboseneigung (Wolkenbildung) erkennen. Mit der Dopplersonographie lässt sich die SAM (= systolic anterior motion der Mitralklappe, eine Bewegungsstörung der Mitralklappe in der Systole, verursacht durch die verdickte Herzscheidewand, führt zur Insuffizienz der Klappe und zu einem lauten Herzgeräusch) diagnostizieren.

Videos:    http://youtu.be/_A6oZBYuTXE und http://youtu.be/4ujlTm7G2XM

Die Erkrankung ist nicht heilbar und leider auch wenig therapeutisch beeinflussbar. Je eher die Diagnose gestellt werden kann, um so eher kann man mit Medikamenten eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und eine Minderung der Symptome erreichen.